Fotografie – Fotos bei einem Gamedrive aufnehmen

von Stefan Güttler

Bei der klassischen Tier- oder Naturfotografie verwendet man in der Regel ein Stativ, arbeitet dann mit entsprechenden Belichtungszeiten und nutzt so tendenziell niedrige Iso-Werte. In einem typischen Gamedrive-Fahrzeug ist die Nutzung eines Stativs aus Platzgründen nicht möglich. Da bedarf es einer speziellen Strategie bei den Kameraeinstellungen.

Gamedrive Fahrzeug, hinter der Plane verbergen sich drei Sitzreihen
Gamedrive Fahrzeug, hinter der Plane verbergen sich drei Sitzreihen

Mit diesem Beitrag möchte ich die von mir gemachten Erfahrungen weitergeben.

Ob nun die Fotos bei einem Gamedrive, also einer geführten Fahrt durch den Busch mit speziellen Fahrzeugen oder auch bei Freihandfotografie von Tieren gemacht werden – die Belichtungszeit muss viel kürzer eingestellt sein als bei Einsatz eines Statives, um Verwacklungen und damit unscharfe Fotos zu vermeiden. Dies gilt natürlich nur bei ruhenden Tieren. Sind die Tiere in Bewegung, muss die Belichtungszeit selbstverständlich nach der Schnelligkeit der Bewegung angepasst, d.h. verkürzt werden.

Passende Belichtungszeit

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass eine 1/800s bis 1/1000s ein passender Wert ist, um verwacklungsfrei Tiere in Ruhe oder auch in langsamer Bewegung zu fotografieren. Dabei kompensiert man auch Bewegungen des Fahrzeuges. Selbst wenn es steht, bewegen sich mitunter auch die Mitfahrer. Da die Fahrzeuge nicht schnell fahren, gelingen (mit ein wenig Glück) auch so Fotos während der Fahrt. Die Aufnahme-Verhältnisse ändern sich häufig sehr schnell. Das ist auch der Grund, warum ich bei Anfangsbrennweite oder Endbrennweite die Belichtungszeit immer gleich lasse und nicht anpasse, so gehe ich auf Nummer sicher.

Passender Aufnahmemodus

Ich nutze den manuellen Modus (M-Modus) mit Iso-Automatik mit passender Einstellung von Belichtungszeit und Blende.

Warum nicht den Tv-Modus (oder auch Blenden-Automatik) oder A-Modus (also Zeitautomatik) mit oder ohne Iso-Automatik?

Nun, beim Tv-Modus wird in der Regel erst die Blende maximal geöffnet und dann erst bei Bedarf der Iso-Wert angepasst. Dies mag auch für die meisten Fälle genau passen. Aber wenn ein Tier recht nah ist und man möchte die Schnauze und Augen scharf abbilden, oder mit dem Tele ein Landschaftsfoto aufnehmen, oder eine Gruppe von Tieren scharf abbilden, muss man die Blende schließen. Das geht im Tv-Modus eben nicht und im M-Modus recht schnell. Im M-Modus bleiben die Werte für Blende und Belichtungszeit wie vorab eingestellt, die Kamera regelt die Belichtung automatisch über den Iso-Wert. Im A-Modus muss man ständig darauf achten, dass die automatisch geregelte Belichtungszeit kurz genug ist, damit die Fotos nicht verwackeln.

Problem hohe Iso-Werte

Mit Iso 100 macht man sicherlich die qualitativ besten Fotos. Moderne Kameras, gerade die mit einem Vollformatsensor, können jedoch auch mit hohen Iso-Werten sehr gut umgehen. Wenn man im RAW-Format fotografiert und in der Bildbearbeitung feinfühlig entrauscht, also genau nach Bedarf, sind die Ergebnisse auch für höhere Iso-Werte vollkommen akzeptabel.


Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man selbst im Morgen- bzw. im Abendlicht bei einer 1/1000 Sekunde Belichtungszeit kaum auf Iso-Werte über 1600 gelangt. An die Grenzen stößt man natürlich bei Sonnenaufgang und -Untergang. In diesen Situationen wähle ich längere Belichtungszeiten, auch wenn sich dabei der Ausschuß erhöht. Welcher maximale Iso-Wert noch akzeptabel ist, sollte man am besten für sich selber ausprobieren. Ich mach mir bis ISO 3200 keine Sorgen 🙂


Folgendes Leoparden-Foto habe ich zur blauen Stunde (also knapp nach Sonnenuntergang) aus einem Auto mit Iso 12800 freihand fotografiert. Das Foto soll lediglich mal aufzeigen, was die heutige Technik zu leisten vermag. Natürlich ist es nicht wirklich sinnvoll, derart hohe Iso-Werte zu nutzen.

Reisebericht-Namibia-2019-OkonjimaBushCamp, Leopard
Aufnahmedetails => Canon EOS 5D Mark IV | f8 | 560mm | Iso 12800 | 0.0025s

Objektiv-Empfehlungen

Ich nutze als Tele ein Canon EF 100-400 f 4,5 – 5,6 IS teilweise auch mit 1,4 fach Konverter. Ein großer Vorteil dieses Objektivs ist die geringe Naheinstellgrenze von 0,95m und die Anfangsbrennweite von 100 mm. Die Tiere kommen manchmal auch sehr nah ans Fahrzeug und ein Elefant oder eine Giraffe sind wirklich sehr groß, so dass auch auf kurze Distanz noch Aufnahmen möglich sind. Weiterhin ist es mit ca. 1,8 kg nicht zu schwer (man muss es ja schließlich auch länger halten können) und mit dem Zoom ist es flexibler einzusetzen als eine Tele-Festbrennweite.

Weiterhin nutze ich parallel eine zweite Kamera mit einem passenden Objektiv für Landschaftsaufnahmen. Das hat den Vorteil, dass man sehr schnell zwischen Tieraufnahmen und Landschaftsfotos wechseln kann. Darüber hinaus ist ein Objektivwechsel bei einem Gamedrive in der extrem staubigen Umgebung nicht zu empfehlen.

Passenden Autofokus einstellen

Für ruhende Tiere oder nicht bewegte Motive allgemein verwende ich den Single-AF ohne Serienbildaufnahme. Dabei ist standardmäßig der mittlere Fokuspunkt aktiv. Dies bietet mir die Möglichkeit – nachdem der AF scharf gestellt hat – die Kamera zur Motivgestaltung zu verschwenken. Tiere in Bewegung fange ich hingegen mit einem kontinuierlichen AF mit aktivierter Serienbildaufnahme ein.

Voreinstellungen der Kamera nutzen

Bei Tieraufnahmen in der Natur ändern sich die Verhältnisse schlagartig. Mal fotografiert man ein Tier in Ruhe, dann sieht man plötzlich ein Tier in Bewegung. Man hat dann einfach nicht die Zeit, an der Kamera die erforderlichen Einstellung zu ändern. Meine Kamera bietet die Möglichkeit, am Moduswahlrad drei benutzerdefinierte Kameraeinstellungen C1 bis C3 festzulegen und dann zu wählen. Diese Möglichkeit bieten selbstverständlich auch andere Hersteller.

Modus Wahlrad
Modus Wahlrad

Zuhause lassen sich die Voreinstellungen in Ruhe konfigurieren. Auf C1 ist eine Einstellung für ruhende Tiere eingestellt, also Single AF, M-Modus mit Offenblende und 1/1000s

Modus Wahlrad => C1 Voreinstellung
Modus Wahlrad => C1 Voreinstellung

Belichtungszeit und Iso-Automatik. Mit C2 reagiere ich auf bewegte Motive, also M-Modus mit Offenblende und 1/1600s, Iso-Automatik, kontinuierlicher AF mit passendem AF-Feld und aktivierter Serienbildaufnahme.

Modus Wahlrad => C2 Voreinstellung
Modus Wahlrad => C2 Voreinstellung

Manchmal bietet sich eine Gelegenheit für eine Videosequenz – eine entsprechende Kameraeinstellung liegt dann auf C3.

Buchtipp

Abenteuer Safari-Fotografie, Uwe Skrzypczak

Demipress Verlag

ISBN 978-3-9818208-0-5

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